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Pilzzucht von Braunkappen (Kulturträuschling) im Garten

Nicht zu verwechseln mit dem sehr bekannten Wildpilz aus unseren heimischen Wäldern, dem Maronenröhrling, ist die Braunkappe (lat. Stropharia rugoso annulata) „Rotbrauner Riesenträuschling“ auch unter dem Namen Kulturträuschling bekannt.

Die zu den Träuschlingsarten gehörende Braunkappe ist als Wildpilz auf zellulosehaltigen Reststoffen wie Stroh oder Heu an landwirtschaftlichen Lagerplätzen zu finden.
Versuche, Braunkappen zu kultivieren, gab es schon in den sechziger Jahren. Der Geschmack des Kulturträuschling bzw. der Braunkappe ist wegen seines interessanten an Rettich erinnernden Waldpilzaromas dem Geschmack des wild vorkommenden Maronenröhrlings ebenbürtig.

Da Braunkappen leicht verfügbare zellulosehaltige Reststoffe bevorzugen, ist für die Pilzzucht von Braunkappen im Garten auf Stroh perfekt geeignet.
Besonders wichtig für die Braunkappenzucht ist die Auswahl des Strohes.

Das zu verwendende Stroh darf auf keinen Fall Reste von pilzzucht-schädlichen Fungiziden enthalten, was bei konventionellem Stroh besonders aus niederschlagsreichen Jahrgängen leider oft der Fall ist. Deshalb sollte man für die Pilzzucht besser Stroh aus ökologischer Landwirtschaft verwenden.

Um eine hohe Keimbelastung im Stroh zu vermeiden, sollte dieses trocken gelagert worden sein, was man daran erkennt, dass sich die Halme brechen lassen. Auch sollte das Stroh möglichst aus der letzten Ernte stammen. Eine gute Strohqualität erkennt man meistens schon am Geruch.

Für die Pilzzucht von Braunkappen im Garten wird des Weiteren eine wachstumsfreudige und einwandfreie Braunkappen Pilzbrut benötigt, wobei Substratpilzbrut oder Körnerbrut gleichermaßen gut geeignet sind. Eine hochwertige und wachstumsfreudige Pilzbrut erkennt man an kräftig weißem Pilzmyzel, welches den jeweiligen Trägerstoff gut besiedelt hat. Eine Geruchsprobe ist auch hier ein guter Qualitätstest. Frische Pilzbrut riecht angenehm nach Pilzen und darf keinen säuerlichen oder fauligen Geruch aufweisen. Wenn eine streufähige Körner Pilzbrut gründlich aufgeschüttelt wird, zerreißen die oberflächlichen feinen Myzelstränge und sind optisch fast nicht mehr erkennbar. Bei einer guten Körnerbrut-Qualität und Frische sollte, wenn diese bei Zimmertemperatur gelagert wird, nach einigen Tagen wieder neues Pilzgeflecht erkennbar sein.

Anlegen einer Braunkappen Pilzkultur auf einem Strohballen:

Der Strohballen wird in einem ausreichend großen Behälter für mindestens 24 h in Leitungswasser komplett untergetaucht, bis dieses komplett mit Wasser gesättigt ist.
Zu beachten ist bei der Auswahl des Gefäßes, dass man dieses gut entleeren oder ankippen kann, da selbst ein 50 x 50 x 50 cm großer Kleinballen Stroh in mit Wasser vollgesogenem Zustand ein erhebliches Gewicht von 20-30 kg haben kann. Zudem ist es zur Vermeidung weiter Transportwege sinnvoll den Strohballen gleich an dem Aufstellungsort der Pilzkultur zu wässern. Vor dem Beimpfen des Strohballens mit Pilzbrut sollte diese nach dem Wässern noch 2-3 Stunden abtropfen.

Dann werden mittels eines Pflanzholzes oder Besenstieles mindestens 10 cm tiefe Löcher in das Stroh gestochen. In die entstandenen Löcher werden jeweils 1-2 Esslöffel Braunkappenpilzbrut eingefüllt. Um ein späteres Herausrieseln der Pilzbrut zu vermeiden, werden die Löcher nach dem Beimpfen wieder mit Stroh zugedrückt.
Gleichmäßig um den Strohballen herum verteilt, werden alle 10-15 cm voneinander entfernt, die Impfstellen angebracht.

Braunkappen sind wärmeliebend und benötigen einen halbschattigen Standort. Nach dem Beimpfen des Strohballens mit Pilzbrut benötigt dieser je nach Umgebungstemperatur 4-6 Wochen bis zur vollständigen Besiedlung mit Pilzmyzel. Während der kompletten Kulturdauer muss darauf geachtet werden, dass die Pilzkultur nicht austrocknet. Es darf aber auch nicht zu viel gewässert werden, damit das Pilzmyzel genug Sauerstoff erhält. Staunässe kann zum kompletten Absterben der Pilzkultur führen. Zum Schutz der Pilzkultur vor übermäßig viel Feuchtigkeit, besonders bei längeren Regenphasen, kann man diese durch Abdecken des Strohballens z.B. mit einer Holzplatte schützen.

Das Pilzmyzel entwickelt während der Besiedlungsphase Wärme. Die Temperatur im Strohballen liegt deshalb meist ca. 5 °C höher als die Umgebungstemperatur. Daher sollte besonders in den Sommermonaten darauf geachtet werden, dass die Kerntemperatur in der Durchwachszeit nicht über 34 °C ansteigt. Dies kann durchaus das Pilzmyzel schädigen und die Gefahr besteht, dass es abstirbt. Zur Temperaturüberwachung gibt es im Fachhandel sogenannte Einstechthermometer mit denen man die Kerntemperatur im Pilzsubstrat überprüfen kann. Falls die Temperatur mal zu stark ansteigt, kann man die Pilzkultur durch Wässern mit kaltem Leitungswasser herunterkühlen.

Sobald die Pilzkultur vollständig mit weiß-grauem Pilzmyzel besiedelt ist, kann man das Pilzwachstum von Braunkappen durch Abdecken des Strohballens mit frischer bis unfertiger Komposterde anregen. Die Erdschicht sollte man ca. 3-5cm dick auf den Strohballen geben. Die Mikroorganismen in frischer Komposterde regen die Fruchtkörperbildung an. Es kann deshalb in besonders keimfreier Umgebung vorkommen, dass sich erst Braunkappen bilden, wenn genügend Mikroorganismen auf den Außenseiten der Pilzkultur vorhanden sind. Deshalb geben einige findige Pilzzüchter sogar unfertigen Kompost, Gülle oder Mist auf die Braunkappen Pilzkulturen, um so noch ertragreichere Erntewellen auszulösen.